Ministerium für Nationale Verteidigung

Das Ministerium wurde am 18.01.1956 per Gesetz geschaffen. Ihm oblagen sämtliche Aufgaben im Rahmen der militärischen und zivilen Landesverteidigung und es war dabei in Friedenszeiten dem Politbüro, im Kriegsfall dem Nationalen Verteidigungsrat (NVR) unterstellt. Zur Erfüllung dieser komplexen Aufgaben wurden verschiedenste Organisationen gegründet. Die Nationale Volksarmee (NVA), als größte Organisation, übernahm den militärischen Part (deshalb bekommt sie bei mir auch eine extra Kategorie). Die "zivilen" Organisationen waren:

Bezirkseinsatzleitung (BEL): Die BEL handelte im Verteidigungs- oder Katastrophenzustand und setzte sich dabei aus den Führungskadern aller dann wichtigen Organisationen auf Bezirksebene zusammen. Vorsitz führte der 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung, weitere Mitglieder waren die Leiter der Bezirksverwaltung des MfS (BVfS), der Bezirksdirektion der Volkspolizei (BDVP), der ZV, des Wehrbezirkskommandos (WBK) und weitere Mitglieder der SED-Bezirksleitung. Die BEL verfügte dabei in der Regel über eine Art (Friedens-) Führungsstelle (FüSt) in den Räumlichkeiten des Rat des Bezirkes. Im Verteidigungszustand wurde dann eine Ausweichführungsstelle (AFüSt) in einem Bunkerbauwerk (meist ein doppelt ausgeführter Typbau mit der Bezeichnung "LP-09") bezogen. Da die BVfS und die BDVP immer selbst auch eine verbunkerte AFüst besaßen, saßen die Leiter dieser Organisationen im Verteidigungsfall in ihren eigenen AFüSt's und ein Vertreter nahm ihren Platz in der AFüSt BEL ein.

Wehrbezirkskommando (WBK): ist eine Dienststelle der NVA auf Bezirksebene, in deren Zuständigkeit die Anleitung und Kontrolle der Wehrkreiskommandos und der Kampfgruppen fiel. Dabei wurde sie im Verteidigungs- und Krisenfall in die BEL eingegliedert.

Kreiseinsatzleitung (KEL): Die KEL handelte im Verteidigungs- oder Katastrophenzustand und setzte sich dabei aus den Führungskadern aller dann wichtigen Organisationen auf Kreisebene zusammen. Vorsitz führte der 1. Sekretär der SED-Kreisleitung, weitere Mitglieder waren die Leiter der Kreisdienststelle des MfS, des Volkspolizeikreisamtes (VPKA), der Zivilverteidigung (ZV), des Wehrkreiskommandos (WKK) und weitere Mitglieder der SED-Kreisleitung. Die KEL verfügte dabei in der Regel über eine Führungsstelle (FüSt) in den Räumlichkeiten des Rates des Kreises. Im Verteidigungszustand wurde eine Ausweichführungsstelle (AFüSt) bezogen, die entweder "teilgeschützt" in entsprechend ausgebauten Kellerräumen, oder "geschützt" in kleinen Bunkern eingerichtet war.

Wehrkreiskommando: ist die territoriale Wehrverwaltung der NVA auf Kreisebene. Man bearbeitete vorwiegend Personalfragen (Einberufung, Musterung, Reservisten usw.)

Zivilverteidigung (ZV): war eine erst dem Vorsitzenden des Ministerrates, und dann dem MfNV (Minister für Nationale Verteidigung) unterstellte Organisation. Sie vereinte die Zivilverteidigung, den Zivilschutz sowie die Sanitätseinrichtungen des DRK der DDR.

(Betriebs-)Kampfgruppen: wurden innerhalb der Volkseigenen Betriebe gegründet und vielfältig eingesetzt. Von der Eingliederung in die NVA zum Kampf an der Kriegsfront, über Verteidigung der "Heimatfront" zusammen mit Kräften der Volkspolizei und Zivilverteidigung bis hin zu Katastropheneinsätzen reichte das Aufgabengebiet dieses bewaffneten Organs.