Dienststelle Mariental

Ausweichregierungssitz der Bundesrepublik Deutschland

"Dienststelle Mariental" war der Decknahme der 19km langen Stollenanlage im Schieferberg bei Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hier sollte sich die Bundesregierung mit einer Stärke von 3000 Personen für 30 Tage verkriechen können, um das Land im E-Fall zu führen.

Zur Geschichte: Eigentlich besteht die Anlage aus zwei Eisenbahntunnel, dem Trotzenbergtunnel zwischen Dernau und Mariental und dem Kuxbergtunnel zwischen Mariental und Ahrweiler, die zur "Ruhr-Mosel-Entlastungslinie" gehören sollten. Baubeginn der Bahntrasse war 1913, endgültiges (wirtschaftliches) Aus, nach diversen Unterbrechungen, war 1930. Die Nationalsozialisten brachten dann im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen eine Championzucht in den Tunnel unter, wobei diese 1943 der Rüstungsindustrie weichen musste, so wurden dann bis Kriegsende Raketenteile für die V2 gefertigt. Nach dem II.Weltkrieg nutzte zuerst die THW-Bundesschule in Mariental ab 1953 die beiden Tunnel zu Übungszwecken. Ab 1958 wurde dann das Areal der absoluten Geheimhaltung unterstellt und der Ausbau zum Ausweichregierungssitz begonnen. Dazu trieb man zu den vorhandenen Tunnel verschiedene Parallelstollen, Querstollen, "Wetterschächte" und Notausstiegsstollen in den Berg. Der Abraum wurde benutzt, um das Tal zwischen den beiden Tunneln (bei Mariental) zu verfüllen. Die Mundlöcher endeten somit nun dort ebenerdig, gegenüberliegend. Eine Verbindung zwischen den beiden Tunneln wurde dann mit einem Verbindungsstollen geschaffen, der weit unter dem Höhenniveau der Bahntunnel lag und jeweils über einen Fahrstuhl-/Treppenschacht erreichbar war.

Die Technischen Daten lesen sich dabei so: 83.000m² Nutzfläche unterteilt in 5 autarke Bauwerksbereiche, 38 Verbindungswege zur Außenwelt, 5 Kommandozentralen, 5 Großkantinen, 4 Sanitätsbereiche, 936 Schlafräume, 897 Büroräume, ein großer Sitzungssaal, eine Druckerei und ein Friseursalon !!!

Schutzeigenschaften: maximale Sprengkraft konventioneller Waffen nicht bekannt (85-112m Gebirgsüberdeckung), maximale Kernwaffendetonation von 40kT im Abstand von mehr als einem Kilometer, Schutz vor ABC-Kampfstoffen durch Überdruckhaltung und Filteranlagen, wobei aber ständig (gegebenenfalls kontaminiertes) Sickerwasser durch den porösen Schiefer eindrang und durch die Stollen abfloss, vollständige Hermetisation NICHT möglich.
Seit Mitte der 70er Jahre war die Anlage jedoch faktisch schutzlos, da mindestens ein Lüftungstechniker auf der Gehaltsliste des MfS stand und die Anlage aufgeklärt war.

1997 wurde die Aufgabe des Bunkers beschlossen, 1998 die Geheimhaltung aufgehoben, 2001 der Rückbau begonnen, 2006 Rückbau beendet. Gut 200m der Anlage wurden dann zur "Dokumentationsstätte Regierungsbunker" ausgebaut und sind heute in Ahrweiler besuchbar.